HEILKUNDLICHES WISSEN IN NONNENHAND:

SPÄTMITTELALTERLICHE MEDIZINISCHE TEXTE AUS NORDDEUTSCHEN FRAUENKLÖSTERN

Auch wenn derzeitig das wissenschaftliche Interesse an der Erforschung der mittelalterlichen Geschichte der sechs Lüneburger Frauenklöster – Ebstorf, Isenhagen, Lüne, Medingen, Walsrode und Wienhausen – groß ist und bereits zahlreiche Bereiche des klösterlichen Lebens untersucht worden sind, so steht die Beschäftigung mit der Krankenpflege, des heilkundlichen Wissens und der medizinischen Literatur in diesen Klöstern noch aus. Allein die heute im Kloster Wienhausen aufbewahrten Überlieferungszeugnisse medizinischer Thematik zeigen, dass die Sorge um die eigene Gesundheit im Spätmittelalter eine so zentrale Rolle einnahm, dass die Konventualinnen sich selbst an der Produktion, Rezeption und Optimierung medizinischen Wissens beteiligten. Welchen Beitrag leisteten also Nonnen zum medizinischen Diskurs am Übergang vom Spätmittelalter zur Frühen Neuzeit? Mein Projekt möchte diese Frage anhand des noch unerschlossenen Bestands an heilkundlichen Texten, die im Spätmittelalter in den sechs Frauenklöstern im Umlauf waren, beantworten. Da eine philologische, fachsprachliche und kulturhistorische Untersuchung dieser sich medizinischen Themen widmenden Handschriften, Drucke und Fragmente noch nicht vorliegt, möchte mein Forschungsvorhaben hier ansetzen. Anhand einer gesamthaften Erfassung und Untersuchung soll aufgezeigt werden, wie Nonnen im Spätmittelalter medizinisches Wissen schriftlich sicherten, erweiterten und rezipierten. Es gilt herauszuarbeiten, mit welcher Art von Fachliteratur die Konventualinnen der Klöster einen ganz eigenen Beitrag zum mittelalterlichen medizinischen Fachschrifttum leisteten.